16. November 2010 20:00 Uhr
»Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane)«
Wenn er Ich sagt, erklärte Péter Esterházy schon in Kleine ungarische Pornographie, meine er stets auch jenen Trottel, den er gerade gestalten will. Immer schon gehört die scheinbar oft bis zur Deckungsgleichheit reichende spielerische Nähe von Verfasser und Erzähler, von Faktischem und Fiktivem zu seiner Prosa. – In diesem Herbst nun legt der Berlin Verlag den ersten Roman des schwebenden Ironikers endlich auf Deutsch vor. Als Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane) 1979 in Ungarn erschien, war sofort klar, dass hier einer antrat, die ungarische Literatur grundzuerneuern.
Teil I des Romans ist die Parodie eines Produktionsromans, jener Gattung, in der man gemäß sozialistischer Kulturpolitik von der Arbeiterklasse zu erzählen hatte. In Teil II, »E.s Aufzeichnungen«, berichtet der Chronist Peter Eckermann sehr vergnüglich über die Umstände, unter denen Teil I vom »Meister« geschrieben wurde. Das ist der eigentliche Produktionsroman in Esterházys Sinn. Die Lektorin Katharina Raabe (Berlin) spricht mit dem Autor über diese Keimzelle all seiner späteren Themen und Schreibweisen und seiner ureigenen Gewitztheit.