14. September 2004 19:45 Uhr
Die Entdeckung der Langsamkeit
Sten Nadolny war ein Unbekannter, als er 1980 für das fünfte Kapitel seines Romans „Die Entdeckung der Langsamkeit“ den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt – inzwischen millionenfach gelesen! Der Protagonist Franklin absorbiert die Geschwindigkeit der Umwelt und wandelt sie in sein Tempo um. Er läuft nicht, sondern bleibt stehen und entlarvt so blinden Aktionismus. Damit entdeckt er die Bedächtigkeit, den vorsichtigen Umgang mit sich und den Dingen als menschenfreundliches Prinzip. »Langsamkeit als Metapher für eine Art vorsichtigen Widerstand«.
Doch welchen Einfluss hatte das »Franklinsche System«? Lehrt die Literatur, hat aber keine guten Schüler? Sind wir nicht noch schneller geworden? Gilt Schnelligkeit nicht als Garant für Leistung?
Auch der Literaturbetrieb ist ein Experiment Geschwindigkeit, dem nur echte Longseller standhalten. Darüber, wie Nadolny auf „Die Entdeckung der Langsamkeit“ zurückblickt, wird zu sprechen sein, wenn der Autor auf den Medienwissenschaftler Mathias Mertens (Gießen) trifft.