19. Mai 2010 20:00 Uhr
»Mein Herz sieht die Welt schwarz«
Ein Hahnenkampf, Männer in dunklen Umhängen, Frauen in bunten Tüchern und schlichten Gewändern. Die Konzentration, die Strenge der Form, mehr als Indizien dafür, dass auf die Bilder Verlass ist. MEIN HERZ SIEHT DIE WELT SCHWARZ ist ein großer Film der Regisseurin Helga Reidemeister. In Afghanistan, wo unser Land mit Spürpanzern einmarschiert, besucht sie samt Team Familien in lehmigen Hütten. Eine dösende Katze in der Mittagssonne, im Hintergrund Bombengrollen. Ihre langsamen Bilder geben Zeit, die Menschen kennen zu lernen. Kameramann Lars Barthel wird 2009 für den Deutschen Kamerapreis nominiert. In einem vom Krieg zerrütteten Land, in dem der Mensch nicht sehr viel zählt, sucht das Team nach Individualität und Selbstbestimmung und steigt ein in den Kampf um Menschlichkeit. So entsteht ein Portrait zweier Familien und einer Liebe, die verboten sein soll. Hossein und Shaima wollen glücklich sein. Doch der Krieg kennt kein Glück, keine Gewinner. Was zählt, ist, wer wen ernährt. Das bestimmt den Preis des Lebens und der Liebe. Die Literaturkritikerin Insa Wilke (Berlin) spricht mit Helga Reidemeister über ihren Film, der eine Kampfansage der Liebe ist.