13. Juni 2007 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Turbane in Venedig
Nedim Gürsel entwirft üppige, ausschweifende Geschichten, fesselnde Epen, die mit prächtigen orientalischen Farben auf historischer Leinwand gemalt werden. Mit vielen Stimmen und aus verschiedenen Blickwinkeln fängt er in seinem Roman „Der Eroberer“ der Geschichte Mehmets II. ein. Der osmanische Herrscher, der 1453 das byzantinische Konstantinopel erobert – ein brutaler Usurpator und intellektueller Feingeist zugleich. In die vielschichtige Erzählung webt Gürsel auch für seinen Kulturkreis gewagte Sujets wie die Homoerotik des Sultans hinein.
2002 erscheint „Turbane in Venedig“. Darin erzählt er die melancholisch gefärbte Geschichte eines türkischen Kunstprofessors in der italienischen Kanalstadt, in barocken Bildern, nocturn und voller Symbolik. Ein übergreifendes Motiv in beiden Erzählungen: Die Frau und Geliebte als Verhängnis des Mannes.
Was nach der Bilderflut bleibt, ist eine Idee davon, wodurch die orientalische Denkens- und Lebensart geprägt ist. Auf seine Weise vermittelt Gürsel die Historie osmanischer Kultur und ist eine vielgehörte Stimme im Miteinander von Orient und Okzident. Im Gespräch mit der Göttinger Romanistin Prof. Dr. Franziska Meier. Es übersetzt Annette Casasus.
In Kooperation mit dem Seminar für Romanische Philologie der Georg-August-Universität Göttingen.