11. Mai 2007 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Gedichte, groß wie Photos
Sofort spürt man diesen riesigen Appetit auf Sprache, auch in seinem neuen Band „Gedichte, groß wie Photos“. Wie der Adler mit Klappmesserflügeln in einem seiner Gedichte begleitet Les Murray die Menschen in seinen Texten aus der Entfernung. Um sich dann im Sinkflug auf das erosive Sujet zwischen Augenblick und Unendlichkeit zu stürzen. Murray ist ein Sammler von Epiphanien, der seinen Ursprung in Australien nie vergisst, die kleine Milchfarm in Bunyah, drei Autostunden von Sydney entfernt.
Ein trampender Dorfältester in Lederjacke, das Mädchen, das beim Friseur jobbt und die am Boden liegenden Haare zur Fahne der Welt zusammenkehrt oder ein kricketspielender Aborigine, der lederne Geschosse abwehrt. Das sind die Akteure auf der murrayschen Bühne. Es folgt eine Kopfkinovorstellung, in der das Alltägliche durchleuchtet wird. Keine plumpe Erlebnislyrik. Nach seinem Besuch im Jahr 2003 kommt der Autor von „Fredy Neptune“ nun zurück ins Zentrum – mit neuen Gedichten und seiner Übersetzerin Margitt Lehbert (Hörby). Lesung in deutscher Sprache.