11. Mai 2006 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Mein linker linker Platz ist frei...
Meinung auf eigene Kosten und eigenes Risiko. So umschreibt Klaus Wagenbach das Wagnis, im Deutschland der 60er und 70er Jahre einen linken, einen Ost-West-Verlag zu gründen, der zudem auf seine verlegerische wie politische Unabhängigkeit besteht. Für die Veröffentlichungen des RAF-Manifests und eines Biermann-Textes angeklagt, verliert der Verleger aus Überzeugung nie seinen "wilden Leser" aus dem Blick. Wagenbach verlegt Erich Fried, A.L. Kennedy, erstmals Houellebecq und immer wieder: Franz Kafka. Dürfte Klaus Wagenbach sich einen Sitznachbarn wünschen – Kafka wäre sicherlich seine erste Wahl. Der Autor und Herausgeber sorgfältig recherchierter Werke über den Prager Schriftsteller bezeichnet sich selbst als "dienstälteste Kafkawitwe". Über die Neuauflage des lange vergriffenen Forschungsklassikers Franz Kafka. Biographie seiner Jugend, über den für Kafka reservierten Platz im Organ der linken Körperhälfte und über ein Verlagsleben im Spiegel bundesdeutscher Geschichte spricht Klaus Wagenbach mit dem "Deutschlandfunk"-Journalisten Joachim Scholl (Berlin).