27. Januar 2022 20:00 Uhr
Lichtenberg-Poetikvorlesung
»Warum«, so antwortet Norbert Gstrein – jüngst auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis – auf die Frage, worüber er bei uns sprechen wird, »warum ich mit einer Verspätung von einem halben Leben nach Göttingen komme, um über Literatur zu sprechen, während ich in Wirklichkeit schon als Mathematikstudent dorthin wollte. Der Mythos Gauß in meinem Leben. Das Narrative und das Quantitative als das vermeintlich Gute im Gegensatz zum vermeintlich Bösen. Literatur bzw. die Künste hier, die Naturwissenschaften dort. Wie kommt man zu einer Moral, die nicht nur eine behauptete Moral oder bloßes Moralisieren ist? Was zählt Wahrheit in der Literatur, wenn es um Wahrhaftigkeit geht? Der jugoslawische Autor Danilo Kiš und ein Erlebnis in Novi Sad.« Titel der ersten Vorlesung ist »Die ohne Not gesagte Wahrheit«. »Ich oder ›Ich‹ und ein verhängnisvoller erster Satz« ist der zweite Abend überschrieben. »Darin geht es«, so Gstrein, »um die Konstruktion eines glaubwürdigen Ich-Erzählers unter der Lichtenbergschen Annahme, dass man von sich selbst womöglich nicht mehr weiß, als man von anderen weiß. Unnötig zu sagen, dass das auch moralische Fragen berührt. Der erste Satz in meinem ersten Buch Einer und wie wenig ich ihn beim Hinschreiben selbst verstanden habe. Eine mögliche und naheliegende Erklärung dreißig Jahre später und die Verbindung zu meinem zuletzt publizierten Roman Der zweite Jakob (Hanser 2021).« – Fazit: Er hat eine Menge vor!
Die Laudatio hält Stephanie Catani (Uni Würzburg).
Eintritt frei.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung der Georg-August-Universität Göttingen, Stiftung privaten Rechts, der Stiftung Niedersachsen und des Wallstein Verlags.
Es gilt die 2G+-Regelung.