21. Januar 2021 20:00 Uhr
»Malé«
Malé (S. Fischer 2020) – das ist die Hauptstadt der versinkenden Malediven, auf der sich in einer nicht allzu fernen Zukunft statt der früher allgegenwärtigen Pauschaltourist*innen verschiedenste Leute treffen, die nach einer Alternative zum Leben in den gentrifizierten Städten suchen. In Ehrlichs neuem großartig-irritierenden Roman sind Dystopie und Utopie ganz nah beieinander: »Dass all das jetzt am Versinken ist im ewig gleichmütigen Element des Meeres, dass die Illusion nicht aufrechterhalten werden kann und also auch das Angebot nicht mehr steht, sich von ihr über die wahren Verhältnisse hinwegtäuschen zu lassen«, empfindet eine seiner Figuren als sehr befreiend. Denn das mache bereit dafür, »sich dem Unbekannten zu öffnen, ... die Grenzen des Möglichen« auszuweiten. Und so wird die Insel für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum. Ehrlich verwebt die Geschichten um Sehnsüchte undScheitern seiner Figuren zu einem Abbild der Widersprüche unseres Daseins, die momentan vermutlich offener vor uns liegen als je zuvor. –
Es moderiert Anna Bers.
In Kooperation mit dem Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen.