24. September 2009 20:00 Uhr
Unvollständige Erinnerungen
Eine Autobiografie hat sie nie schreiben wollen. Und hat es auch nicht getan. Inge Jens’ >Unvollständige Erinnerungen< (Rowohlt) sind mehr als die Summe ihrer Teile. Behutsam, vorsichtig, sich selbst aber auch nicht schonend, erzählt Jens von kleinen Zufällen und folgenschweren Ereignissen, von Bekanntschaften und Freunden, die sie festhalten möchte. Festhalten eben auch jene Umstände, die zu einer Vielzahl von Editionen (>Briefe und Aufzeichnungen der Geschwister Scholl<, Thomas-Mann-Tagebücher) und Biografien (>Frau Thomas Mann<) führten. Einige schrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann Walter Jens, mit dem sie 2003 bereits im Zentrum zu Gast war. Dass dieser an Demenz erkrankte, nimmt ihr nun den lebenslangen Gesprächspartner – einer der Auslöser für sie, sich rückblickend mit dem Leben zu zweit und allein zu beschäftigen. In der Konfrontation mit ihrer Vergangenheit findet Jens neue Möglichkeiten, die Gegenwart zu betrachten. Wenn die freundlichen Erinnerungen überwiegen, so die Autorin, wenn es das Schicksal gut meinte, verbietet es sich fast, mit dem Heute zu hadern.
Der Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann (Göttingen) spricht mit Inge Jens über ihr bewegtes, bücherreiches Leben.