27. November 2008 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Der Akazienkavalier - In den Gärten der Erinnerung
Geschichte zu demokratisieren bedeutet für Ulla Lachauer, Menschen anzuregen, selbst im verschütteten Reichtum ihrer Erinnerung zu schürfen. Sie begab sich nach der Wende auf eine Pfadsuche in die osteuropäische und deutsche Vergangenheit (Paradiesstraße). Doch auch Alltäglichkeiten können für die Chronistin fremder Leben zu einem archimedischen Punkt werden, der eine kleine Welt der Erinnerung in der Schwebe hält. Der Akazienkavalier (Rowohlt) beginnt mit dem Massaker an einer Birkenfeige. Während der Zierbaum sein Blut verströmt, durchlebt die Erzählerin stellvertretend eine Nahtod-Rückblende, die sie nach Tel Aviv, Paris und Samara führt. In einer anderen Erzählung ist es der Akazienduft, der sie in Proustscher Manier zurückversetzt – nach Odessa. Wenn Blumen selbst auch nicht zu uns sprechen, so können doch ganze Famliengeschichten in dem verschwiegenen Rauschen eines Baumes mitschwingen. Die Blüten aus den Gärten der Erinnerung hat Lachauer zu floralen Geschichten verflochten, über die sie mit Hauke Hückstädt spricht.