5. November 2008 20:00 Uhr
unterwegs verloren - Erinnerungen
Vor mehr als 15 Jahren erschien mit weiter leben – Eine Jugend (Wallstein) ein bedeutendes, literarisch zudem hochsensitives Erinnerungs- und Überlebensbuch. »Den Göttinger Freunden – ein deutsches Buch« lauteten die letzten Worte darin. Die Germanistin Ruth Klüger wurde mit weiter leben zu einer Autorin von Weltrang. Nüchtern, frei von Pathos gab sie Augenzeugnis von den Lagerhöllen Theresienstadt, Ausschwitz, Christianstadt, die sie überlebte – durch Zufall, Glück, Fügung. Nun erscheinen mit unterwegs verloren (Zsolnay) Klügers Erinnerungen, Teil zwei. Aus dem Mädchen, das die Vernichtungslager überlebte, wurde in den USA und später auch in Deutschland eine renommierte Literaturwissenschaftlerin und Feministin. Klüger erzählt vom American way of life in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von der Beziehung zu ihren Söhnen, von Ehe und Scheidung, von Verlusten, die das Altern mit sich bringt, wie dem Abschied von ihrer Mutter. Unterwegs verloren ging ihr aber auch Wien, jene »judenkinderfeindliche« Geburtsstadt, die sie sich wie ihre Muttersprache schwer zurückerobern musste.
Mit einer Vorrede von Henning Ziebritzki (Autor/Verlagsleiter, Tübingen).