11. Dezember 2008 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Ein Abdruck im Abbild der Welt
Wir schreiben das Zeitalter der Globalisierung, des Kosmopolitismus. Er schreibt: »Für die Fiktion eines vereinten Europas werden viele Schriftsteller vonnöten sein, damit es für 350 Millionen Hauptpersonen ein gutes Ende nimmt.« Der Niederländer Cees Nooteboom gilt als einer der renommiertesten internationalen Schriftsteller, als Europäer, Weltbürger. Doch Nooteboom ist wie eine riesige Landzunge, die an Europa hängt und Europa nicht ist. Wo den Einheimischen Worte fehlen – Nooteboom findet sie. Er berichtet über den Ungarn-Aufstand, einen SED-Parteitag, die Studentenunruhen in Paris. Immer seinen Fingerabdruck in diesem Abbild der Welt. Mit den Berliner Notizen liefert er das wahrscheinlich klügste Buch, das je ein Ausländer über das in gegenseitiger Unkenntnis vereinte Deutschland geschrieben hat. Seine dokumentarphilosophischen Reisen durch Landschaften und Weltsichten führen von Berlin (Allerseelen) über Australien (Paradies verloren) bis ins Jenseits (Die folgende Geschichte). Dieses Jahr wurde Nooteboom 75. Nun erschienen mit Roter Regen (Suhrkamp) leichte Erzählungen über das Leben auf Menorca, Reiseerinnerungen und Tagebuchnotizen. Nooteboom liest daraus und spricht mit der Literaturkritikerin Insa Wilke (Berlin).