25. November 2004 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Melodien der Gewalt
»Ich mag Filme, am meisten verschiedene Schauspieler und Schauspie-lerinnen«, behauptet Andrzej Robakowski. Und das ist nur eine von vielen Stimmen, mit denen dieser seltsame Erzähler in Dorota Maslowskas Debüt Schneeweiß und Russenrot aufwartet. Sein Gerede ist ein nicht greifbares Nebeneinander von gleichgültiger Allgemeinheit, nationalem Antikapitalismus und klugem Menschenverstand. Unterlegt von sinnloser, melodiöser Gewalt, synthetischen Drogen und Sex. Große Poesie! Vor dem Hintergrund eines polnisch-russischen Krieges, der in Warschau tobt.
Nichts fügt sich in dieser Erzählung – und doch schwebt man darauf wie auf feinem Stoff. Reminiszenzen an A CLOCKWORK ORANGE und TRAIN-SPOTTING, wenn Schrecken und Faszination sich die Hand reichen. Maslowska hat diesen Roman mit 18 Jahren neben ihren Abiturprüfungen geschrieben. Und dafür den entscheidenden polnischen Polityka-Preis für Literatur erhalten. Kein Wunder, dass ihre Autorschaft beneidet und bezweifelt wird. – Ins Gespräch treten wird sie mit ihrem Übersetzer Olaf Kühl (Berlin), der auch Gombrowicz und Stasiuk ins Deutsche brachte.