10. April 2021 20:00 Uhr
»Eine Formalie in Kiew«
»Zum Heulen witzig, dass ich ausgerechnet jetzt nach Kiew muss«, sagt Dmitrij Kapitelmans Ich-Erzähler Dima in seinem – nach dem überall abgefeierten Lächeln meines unsichtbaren Vaters – zweiten Roman. Und zum Heulen witzig ist das ganze, großartige, eben sehr lustige und sehr traurige Buch.
Eine Formalie in Kiew (Hanser Berlin 2021) erzählt die Geschichte einer Familie, die voller Hoffnung in die Fremde zog, um ein neues Leben zu beginnen, und am Ende ohne jede Heimat dasteht. Erzählt mit dem bittersüßen Humor eines Sohnes, der stoisch versucht, Deutscher zu werden. Er kann zwar besser sächseln als die Beamtin, bei der er den deutschen Pass beantragt. Aber selbst nach 25 Jahren als Landsmann ist der Bürokratie keine Formalie zu klein, wenn es um Einwanderer geht. Frau Kunze verlangt eine Apostille – bzw. eine »Abösdille« – aus Kiew. Also reist er in seine Geburtsstadt, mit der ihn nichts mehr verbindet außer Kindheitserinnerungen, die schön und schmerzhaft zugleich sind. Denn in denen warten liebende, unfehlbare Eltern auf, die der Sohn heute nicht mehr wiedererkennen kann...
In Kooperation mit dem NDR Kultur und der GCJZ (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit) Göttingen.
Die Veranstaltung wird von NDR Kultur aufgezeichnet und später – wann genau, ist in Kürze hier nachzulesen – ausgestrahlt in der Sendung »Sonntagsstudio«.