12. März 2013 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
»Göttingen hat mich gut empfangen ...« Walter Kempowskis Tagebücher
»Ich bin frei«, diese Nachricht telegrafiert Walter Kempowski nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus Bautzen 1956. Frei, das schon. Aber noch nicht zurück im Leben. Es braucht Zeit, um mit dem Erlebten klarzukommen – und eine ›heile‹ Welt, die der Entlassene nirgendwo anders findet als in Göttingen: Hier sei er wieder »normal« geworden, schreibt er später. Erst nach Jahren geht es für ihn weiter in die niedersächsische Tiefebene, wo er Lehrer, Familienvater und schließlich zum berühmten Schriftsteller wird.
All dies reflektieren Kempowskis Aufzeichnungen aus den Jahren 1956 bis 1970 (Wenn das man gut geht, Knaus 2012), die auch ein Vexierbild der jungen Bundesrepublik bieten. Aus diesen Notaten liest Hildegard Kempowski in jener Stadt, die ihrem Mann zeitlebens ein Zuhause blieb. Ihr zur Seite sitzt der Kempowski-Forscher Kai Sina (Göttingen).