29. Mai 2008 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Gold und Silber
Für „Andenken“ (2006), die genaue Annäherung an seinen Vater Willy Brandt, hat Lars Brandt einen behutsam sengenden Blick auf »die formale Haut der Wirklichkeit« gerichtet. Gegenstände des Andenkens, die über »eine gewisse Schräglage« verfügten, werden darin zu Auslösern geistiger Zuwendung – etwa eine Lackschatulle vom Kreml mit Kanzler-Porträt. Brandt spricht in Andenken nicht so sehr von einem Mann, den alle zu kennen glauben, als vielmehr vom Blick des Individualisten auf den Staatsmacher. – Brandt macht Bilder, Bücher, Filme. Mit dem Roman „Gold und Silber“, der im März erscheint, erzählt er von Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts, die sich noch irgendwie jung, in jedem Falle aber als Künstler fühlen wollen. Und die Reibwärme suchen an Bildern, Büchern, Filmen. Und die sogar wissen, was sie wollen, aber nicht so genau, wie sie es machen sollen. Wofür lohnt es zu kämpfen? Und wenn man das Wertvollste nicht bekommt, ergreift man dann das Zweitwertvollste? Gold oder Silber – in einer noch ungewogenen Ära, in der Deutschland noch nicht bei sich angekommen, aber schon 10 Jahre alt und schwer war. Moderation: Hauke Hückstädt.