16. Mai 2008 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Die unbekannten Manns
Jindrich Mann ist seinem Großvater Heinrich nie begegnet. Der war nicht mehr als eine »schemenhafte Existenz am Horizont«. Als Heinrich Manns Tochter Leonie 1933 mit ihrer Mutter »Mimi« Mann nach Prag flüchtete, ging Heinrich Mann gen Frankreich. »Mimi« starb 1947 an den Folgen ihrer Haft in Theresienstadt. Im selben Jahr lernte Leonie den Geschichtenerzähler Ludvik Ashkenazy, Jindrichs Vater, kennen. – Dies sind die Eckdaten einer Spurensuche, die ein ganzes Jahrhundert umspannt. Dabei erzählt Heinrich Manns Enkel von seiner Kindheit im kommunistischen Prag der 50er Jahre, von Nachbarn, die verschwinden, und seiner Mutter, die geheimnisvolle Reisen nach Ostberlin unternimmt. Bis der Prager Frühling die Familie in den Westen zurücktreibt und Jindrich, nun selbst ein Passavant, in Berlin Fuß zu fassen versucht. Erst 1990 kehrt er in das »Land seiner vielen Sehnsüchte« zurück. – Nachdem 2003 „Frau Thomas Mann“ von Walter und Inge Jens im Zentrum vorgestellt wurde und Frido Mann vom Leben als »Lieblingsenkel« Thomas Manns erzählte, wird nun Jindrich Mann im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann (Göttingen) neue Perspektiven auf »diese unsere« besondere Familie eröffnen.