2. Februar 2006 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Balmes findet...
... dass Durs Grünbeins Vorschlag zu einer großen Retrospektive für Gedichte unbedingt ein Haus bekommen sollte. Der heutige Abend will eine erste Begehung dieser erträumten Unmöglichkeit sein – denn Gedichte wollen nicht ins Museum hinter Glas, sondern mit Atem gelesen werden; in Vitrinen halten sie nicht still. Der imaginäre Rundgang wird von antiken zu modernen Dichtern führen, von Seneca zu Czeslaw Milosz über Konstantinos Kavafis zu Tomas Tranströmer.
Grünbein, Büchner-Preisträger, veröffentlichte zuletzt verschiedene Aufsatzsammlungen und das Poem "Porzellan" vom Untergang seiner Heimatstadt Dresden. Im Gespräch mit Hans Jürgen Balmes (Frankfurt a.M.) werden die Lautverschiebungen der jüngsten Vergangenheit ebenso in Betracht gezogen wie die Möglichkeiten, heute einen klassischen Rhythmus, eine metrische Form zu finden. Aus welchem Winkel nähert sich die Lyrik der Gegenwart und mit welcher Akustik erreicht sie unser Ohr?
Balmes ist Programmleiter im S. Fischer Verlag, Mitherausgeber der "Neuen Rundschau" und übersetzte aus dem Englischen zuletzt "Die Wünsche der Menschen" von Robert Hass im Ammann Verlag.