6. März 2004 19:45 Uhr
Mut zur Lücke - die der Teufel lässt
Wenn Sie einen Versicherungsmathematiker nach der Lage des Planeten fragen, wird er sagen: Es ist aussichtslos. Alexander Kluge hingegen würde erwidern: Es wird eng, aber. Um im nächsten Satz von der Onassis, Walter Benjamin und Darmzotten zu reden. Denn hinter diesem „aber“ verbirgt sich Die Lücke, die der Teufel lässt (2003). Das ist der Raum, in dem es sich zu leben lohnt. Und es ist das Ziel seiner Erzählungen, diese Lücke aufzuspüren. Dabei erinnert Kluges Erzählform der Überblendung nur oberflächlich an ein postmodernes Rauschen im Diskurs. Tatsächlich ist es das ahnungslose Wandeln eines Flaneurs - mit dem Ziel eines Aufklärers. Kluge liest. Und im Gespräch mit Mathias Mertens (Medienwissenschaftler, Gießen) ist einer der letzten Universalgelehrten zu erleben, der Rechtswissenschaft, Geschichte und Kirchenmusik studierte, als Filmemacher mit Auszeichnungen gekrönt wurde, der als Philosoph in der Tradition der Frankfurter Schule wirkte und jetzt den Büchner-Preis erhalten hat.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater Göttingen