17. Januar 2003 20:00 Uhr
Literarisches Zentrum (Düstere Straße)
Bürgerschreck und Verseschmied
In aller Bescheidenheit sagt er von sich, er sei der »produktivste Schwu-lenfilmer der Erde«. Wie wahr. Denn Rosa von Praunheim, kämpferisch, kühn, kontrovers und nicht totzukriegen, hat fast so viele Filme wie Lebensjahre, nämlich 60, gedreht. Über schwule Themen, AIDS, Überleben in New York, die Leben anderer. Keine Mitleidsfilme oder »sentimentale Kacke«, sondern mit dem Anspruch aufzurütteln und zu unterhalten. Getreu der Maxime »Das Persönliche öffentlich machen!« entstehen beispielsweise NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION IN DER ER LEBT (1970) und der Kultfilm DIE BETTWURST (1971), die wie alle seine Werke ebenso viel Anerkennung wie Ablehnung hervorriefen. Aber Rosa – multikomplexes Unikat – macht nicht nur Filme. Er ist genauso Schriftsteller, Journalist, Maler, Tagebuchschreiber. Einst quälte er seine besten Freundinnen mit poetischen Ergüssen. Und nun kommen auch wir in den Genuss von Mein Armloch, in dem er uns mit selbstverfassten Gedichten aus über 30 Jahren verstört. Rosa legt Ge-dichte wie Eier! Davon werden wir hören, und noch viel mehr. Denn Rosa hat angekündigt: »Rosa liest, Rosa tanzt, Rosa singt.«